Was gibt es schöneres als an einem Sommertag bei laufendem Grill ein kühles Blondes zu trinken? Oder doch lieber ein Altbier? Oder vielleicht ein amerikanisches Craftbeer? Wie wäre es denn vielleicht auch mit selber brauen? Hier findet Ihr eine Anleitung zum Bier brauen in 12 Schritten.
In unserem heutigen Interview verrät uns Hobbybrauer Karl König warum wir unser Bier selber brauen sollten und gibt uns gleich eine Anleitung, wie wir als Einsteiger unser erstes „Extrakt-Bier“ brauen können. Karl selbst betreibt die Facebook-Seite Bierbrauen im eigenen Keller und bietet auch einen kostenlosen 6-Wochen-Braukurs an.
Zunächst einmal: Wieso braut man, bei der Hülle und Fülle an bereits existierenden Bieren, sein eigenes Bier?
Karl König: Erstens bin ich aus Leidenschaft ein Selbermacher. Ich koche auch sonst, wenn Zeit dazu ist, gerne selbst und ich liebe es, mein Essen und nun auch mein Lieblingsgetränk selber zuzubereiten. Da weiß man ganz genau, was drin ist und ich habe die Gewissheit, dass ich kein Industrieprodukt trinke, sondern ein „Lebens-“mittel, wo auch noch Leben drinnen ist.
Zweitens macht es Spaß. Vor allem, wenn man mit Freunden und Bekannten gemeinsam das Projekt „Heimbrauerei“ angehen kann. Es ist eine besondere Herausforderung, sich einen Plan für den Brautag zu erstellen, sodass man alles zur rechten Zeit griffbereit hat. Mit meinen Braukollegen habe ich inzwischen eine Anlage aufgebaut, mit der ich bis zu 50 Liter Bier pro Sud herstellen kann. Angefangen habe ich allerdings mit einer kleinen 20-Liter Anlage.
Und drittens kann man anderen damit sehr gut eine Freude machen und ein Selbstgebrautes ist immer ein willkommenes Gastgeschenk.
Ist es schwer sein eigenes Bier zu brauen?
Karl König: Es ist nicht wirklich schwer Bier selber zu brauen. Man braucht dazu Hopfen, Wasser und Malz sowie Hefe für die Gärung. Es ist wichtig, sehr gründlich zu arbeiten und auf Hygiene zu achten. Und man braucht Zeit. Viel Zeit. Für das Maischebrauen – was ich bevorzuge – rund sieben bis acht Stunden am Brautag, und dann anschließend noch ein bis zwei Stunden zum Abfüllen. Einsteiger können auch mit Malzextrakt brauen, wodurch man am Brautag nur noch drei Stunden benötigt. Von fertigen Braukits rate ich allerdings ab, da man hier nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten hat. Meist wird bei den Zutaten gespart und oft ist die Würze auch schon vorgehopft, wodurch der Geschmack bereits vorgegeben ist.
Welche Grundausstattung benötige ich zum Bierbrauen?
Karl König: Früher dachte ich immer man braucht eine sehr teure Ausstattung zum Bierbrauen. Doch eigentlich kann man mit geringem Aufwand und überschaubaren Kosten seine eigene Brauerei aufbauen. Die wesentlichsten Gerätschaften sind ein Kochtopf, der ca. 30% mehr Volumen hat, als man Bier brauen möchte. Also für 20 Liter Bier kannst Du einen 27-Liter Einkochautomat ganz gut verwenden. So habe ich auch angefangen. Wenn Du Extraktbrauer bist brauchst Du noch einen Gärbottich. Auch der sollte die Menge Bier übersteigen, die Du herstellen willst, nimm also für die 20 Liter einen 30-Liter Gärbottich. Statt der Nylon-Filtersäcke kannst Du zu Beginn natürlich auch Stoffwindeln verwenden. Alles andere ist für Anfänger nicht unbedingt nötig, erleichtert aber das Bierbrauen:
Wenn Du – was Hygiene betrifft – auf Nummer sicher gehen willst, investiere auch in einen Würzekühler. Das ist eine Kühlspirale aus Edelstahl, wo du mit einem Gartenschlauch kaltes Wasser durchfließen lässt, damit Dein Bier möglichst rasch, die für die Hefe, passende Temperatur erreicht. So ein Würzekühler kostet zwar rund 90 Euro, zahlt sich aber aus, wenn Du nicht bloß einmal brauen willst. Bezahlt macht sich auch ein zweiter Gärbottich für das Abfüllen sowie ein Silikonschlauch und ein Abfüllröhrchen, passend zu deinem Gärbottich.
In Summe kannst Du mit rund 300 Euro Extraktbrauer werden, für Maischebauer brauchst Du noch zusätzlich zumindest einen Läuterbottich (rund 80 Euro).
Auf meiner Seite – selfmade beer– habe ich eine Einkaufsliste für Extraktbrauer und für Maischebrauer hinterlegt, die Du Dir nach Eintragung in meinem Newsletter gerne herunterladen kannst.
Wir haben von dir bereits erfahren, dass es ein sogenanntes „Extrakt-Bier“ gibt. Was ist das genau?
Karl König: Maischebrauer beginnen mit gemalztem Getreide, das sie schroten, einmaischen und danach läutern, um den Zucker aus dem Treber herauszulösen. Das Ergebnis ist dann die Würze. Diese zeitintensiven Arbeitsschritte sparen sich die Extraktbrauer. Sie beginnen im Wesentlichen mit einer eingedickten oder getrockneten Würze, die sie in Wasser auflösen. Die folgenden Schritte sind für beide gleich.
Welche Zutaten brauche ich hierfür und wie braue ich ein Extrakt-Bier?
Karl König:
Schritt 1 Einkauf: Für ein Extrakt-Bier braucht man also Malzextrakt, Hopfen und Hefe. Und natürlich Wasser. Da reicht aber für Hobbybrauer das, was zu Hause aus der Leitung kommt. Malzextrakt gibt es in flüssiger Form in Dosen – das ist ähnlich zähflüssig wie Honig – oder als trockenes Pulver, ähnlich wie Staubzucker. Von beiden gibt es helle und dunkle Malze, was im wesentlichen die Farbe des Endprodukts bestimmt.
Auch hierfür habe ich eine Einkaufsliste mit Rezeptvorschlägen auf meinem Blog hinterlegt.
Schritt 2 Vorbereitung: Dieser Schritt ist ganz wichtig: Wasche immer dein Brauzubehör gründlich vor und nach jedem Brautag! Verunreinigungen können dazu führen, dass dein Bier ungenießbar wird. Verwende aber kein herkömmliches Geschirrspülmittel, sondern am besten Reiniger auf Basis von Aktivsauerstoff oder Zitronensäure.
Schritt 3 Würze vorbereiten: Für zwanzig Liter Bier nimmst Du also 20 Liter Wasser und zwei Kilo Malzextrakt (trocken). Hier entscheidest Du dich für ein helles oder dunkles Malz, oder mischt beide, wenn Dein Bier goldbraun werden soll. Bitte nimm nicht – wie in manchen Extraktbier-Anleitungen angeregt – einen Teil Zucker statt der benötigten Menge Malz. Das Ergebnis leidet sehr darunter! Du löst das Malz im Wasser auf und beginnst die Würze zu kochen. Sobald es kocht, notierst Du Dir jedenfalls den Zeitpunkt.
Schritt 4 Hopfengaben: Von hier an musst Du genau rechnen, denn der Geschmack vom fertigen Bier hängt davon ab, wie lange du welchen Hopfen mitkochst. Jeder Hopfen hat eine eigene Alphasäure. Je höher dieser Wert ist und je länger der Hopfen mitkocht, umso mehr Bittereinheiten hat das fertige Bier. Wenn Du den Hopfen erst ganz spät hinzugibst, hat das fertige Bier mehr entsprechendes Hopfenaroma. So kannst Du sehr gut variieren, welchen Geschmack du erreichen willst. Um dein gewünschtes Aroma herzustellen, kannst Du drei verschiedene Hopfengaben machen.
Schritt 5 Filtern: Nachdem das Bier ca. 90 Minuten gekocht hat, filterst Du den Hopfen aus der Würze heraus und füllst es in den Gärbottich um. Achte darauf, dass der Hopfen komplett herausgefiltert wird. Alternativ kannst du den Hopfen auch in großen „Teebeutel“ kochen, dann hast Du hier weniger Patzerei.
Schritt 6 Kühlen: Jetzt sollte es möglichst schnell abgekühlt werden, denn im Temperaturbereich zwischen 30 und 60 Grad ist die Würze sehr anfällig für Bakterien, die den Geschmack des Endprodukts zerstören. Deshalb rate ich auch zur Investition in einen Würzekühler. Mein erstes Bier habe ich allerdings mitsamt dem Gärbottich in eine Badewanne mit eiskaltem Wasser gestellt, was auch funktioniert.
Schritt 7 Hefe zuführen: Die Hefe sollte rechtzeitig nach Ende der Kühlung bereit stehen, daher sollte sie schon während des Würzekochens vorbereitet werden. Beachte die Angaben auf den Hefepäckchen, was die Gärtemperatur und Würzemenge betrifft. Die Bierhefen haben jeweils Angaben, wie sie vorzubereiten sind, eine frische Trockenhefe ist aber immer relativ unproblematisch herzurichten. Um auf Nummer sicher zu gehen, aktiviere sie, indem du sie in einem sterilen Gefäß mit abgekochtem Wasser (heruntergekühlt auf max. 30° C!) und eventuell einem Teelöffel Zucker oder besser Malzextrakt zum Leben erweckst. Achte darauf, dass das Gefäß so verschlossen ist, dass keine Bakterien, aber sehr wohl Luft dazukommen, z.B. mit einem Wattebausch. Wenn die Hefe zu gären beginnt, dann wird sie ordentlich aufsteigen. Also nimm ein entsprechend großes Gefäß dafür. Wenn die Bierwürze ca. 25 °C hat, dann kannst Du die Hefe dazu rühren und gibst dann den Deckel mit dem Gärspund darauf. Gieße abgekochtes Wasser bis zur Markierung im Gärspund, damit keine Verunreinigungen dazukommen können.
Schritt 8 Hauptgärung: Die Hauptgärung dauert – je nach Hefe und Temperatur in deinem Gärkeller – 3 bis 8 Tage. Verwende also eine untergärige Hefe, wenn es in Deinem Keller max. 14 °C hat, oder eine obergärige ab 15 °C. Wenn Du alles richtig gemacht hast, sollte die Hauptgärung nach spätestens einem halben Tag ankommen und ca. 1-2 Tage dauern. Wenn es so weit ist, wirst Du es merken.
Diese Zeit ist ideal geeignet, um seine Flaschen für die Abfüllung vorzubereiten. Ich empfehle Dir, dass Du Bügelverschluss-Flaschen verwendest, da dies für Anfänger ideal ist, um sicher zu gehen, dass Du den richtigen Zeitpunkt zum Abfüllen getroffen hast. Wenn Du zufällig keine Flaschen zu Hause hast, kannst Du neue Flaschen um ca. 1,50 € / Stk kaufen, oder im Supermarkt gegen Bezahlung des viel günstigeren Pfands eine entsprechende Menge von gebrauchten Flaschen besorgen. Diese musst Du aber sehr gründlich reinigen: Ich entferne mit einer Flaschenbürste und heißem Wasser gegebenenfalls eingetrocknete Reste, und stelle die Flaschen dann für ca. 20 Minuten bei 120 Grad ins Backrohr. Die Gummidichtungen werden regelmäßig ausgetauscht, und die Bügelverschlüsse landen bei mir in einem Lösung mit Aktivsauerstoff – bitte kein Geschirrspülmittel für alles, was mit dem Bier in Berührung kommt, verwenden!
Nach der stürmischen Phase gärt das Jungbier also noch 3-5 Tage weiter, bis es nur noch ganz selten „plubbert“. Dann ist es Zeit zum Abfüllen.
Schritt 9 Umfüllen: Vor dem Abfüllen wird das Bier zuerst in einen zweiten Gärbottich umgefüllt, dazu schließe ich einen Silikon-Schlauch an, der bis zum Boden des zweiten Gärbottichs reicht, und drehe dann den Abfluss-Hahn auf. Prüfe unbedingt, ob der Abflusshahn im zweiten Gärbottich geschlossen ist! Dadurch trennst Du die Würze von der verbleibenden Hefe.
Zwischenzeitlich löse ich pro Liter Bier 5-10 Gramm Zucker – je nach gewünschter „Spritzigkeit“ – in abgekochtem Wasser auf. Dieses rühre ich gut in die Würze ein, die inzwischen zur Gänze im zweiten Gärbottich angekommen ist.
Schritt 10 Abfüllen: Jetzt schließe ich das Abfüllröhrchen an den Gärbottich an und beginne, die Flaschen der Reihe nach zu befüllen. Anschließend sofort verschließen. Hier braucht man etwas Übung, damit man genau im richtigen Zeitpunkt die Flasche wegzieht und so nichts überläuft. Leg Dir daher sicherheitshalber einen Aufwasch-Fetzen unter den Gärbottich.
Schritt 11 Nachgärung & Klärung: Nun lässt Du die Flaschen noch mindestens eine weitere Woche bei Gärtemperatur warten, damit sich durch den Zucker eine entsprechende Menge CO2 bildet und das Bier die gewünschte Spritzigkeit bekommt. Wenn Du nicht ganz sicher bist, ob die Hauptgärung abgeschlossen war, als Du das Bier abgefüllt hast, kannst Du bei ein bis zwei Bügelverschluss-Flaschen ganz einfach nach einem Tag kurz den Verschluss öffnen. Wenn es jetzt ein ganz lautes und kräftiges Plopp macht, „entlüfte“ alle Flaschen ganz kurz, damit nicht zu viel Druck entsteht. Wenn nur ein leichtest „Zisch“ zu hören ist, dann ist alles perfekt. Nach ca. einer Woche kommen die Flaschen dann in den Kühlschrank, wo sie noch weitere ein bis fünf Wochen klären sollen, abhängig von der Hefe und dem Biertyp. Du kannst sie auch im Keller lagern, wenn die Temperatur dort nicht über 12-14 Grad beträgt, und eine Woche vor Genuss in den Kühlschrank umlagern.
Schritt 12 Reinigung: Besonders wichtig ist – sowohl nach dem Abfüllen als auch schon nach dem Kochen – die Hygiene und Reinigung deiner Braugeräte, die mit dem Bier in Berührung gekommen sind. Diese müssen sehr gründlich gewaschen werden. Am besten mit dem Aktivsauerstoff genau nach Anleitung. Sonst verdirbt das zweite oder dritte Bier, das Du mit Deiner Ausstattung braust!
Darf man einfach so sein eigenes Bier brauen? An welche Gesetze oder Auflagen muss man sich halten?
Karl König: Das ist von Land zu Land unterschiedlich. In Österreich ist es so, dass Du für Deinen Eigenverbrauch jederzeit Bier brauen kannst. Auch in Deutschland ist es meines Wissens nach frei, bis zu einer bestimmten Grenze sein eigenes Bier herzustellen. Darüber hinaus muss Biersteuer gezahlt werden. Genauere Informationen dazu gibt Euch Euer Finanzamt oder Ihr informiert Euch auf deutschen Hobbybrauer – Webseiten.
Zu guter Letzt: Du als Experte, bei welcher Temperatur kann ich mein Bier optimal genießen?
Karl König: Diese Frage kann ich nicht allgemein beantworten. Meiner Erfahrung nach ist es von Vorteil, das Bier – insbesondere selbstgebraute Gerstensäfte – nicht zu kalt zu trinken, damit das Aroma voll zur Geltung kommt. Besonders kühl muss ein Bier eigentlich nur dann sein, wenn der Brauer an Stammwürze und Hopfen gespart hat. Generell möchte ich sagen, dass je vollmundiger oder je aromatischer ein Bier ist, um so wärmer es genossen werden kann. Ein Pils oder ein Märzen würde ich bei 7° – 8° Grad servieren, ein Ale, ein IPA oder einen Bock um 9° Grad, und schließlich schmeckt mir ein Stout oder Porter am besten bei 11° – 12° Grad.
Jedenfalls sollte der Hobbybrauer sein Bier in einem Zug in ein zuvor kalt ausgespültes Glas einschenken (oder besser gleich in zwei, um es dann mit einem Kumpel zu genießen), und den Hefe-Rest, der sich am Boden abgesetzt hat, in der Flasche behalten, wenn man nicht gerade sehr viel Hefe mag. Bei dem beschriebenen Brauverfahren verbleibt ja ein Teil der Hefe in der Flasche und sorgt durch die Nachgärung für das CO2 und somit die Spritzigkeit in der Flasche.
Ein Tipp zuletzt: Spüle Deine Flaschen immer sofort nach dem Leeren mit heißem Wasser aus! Dann sparst Du Dir die chemische Reinigung und brauchst sie vor der nächsten Verwendung nur noch im Backofen sterilisieren.
Fazit: Auch wenn es bereits viele Biere in den Regalen der Super- und Getränkemärkte zu kaufen gibt, sollte man es wenigstens einmal ausprobieren Bier selber zu brauen. Dadurch erhält man die Chance sein ganz persönliches, individuelles Bier herzustellen und es nach seinen Wünschen zu gestalten.
Ein großes Dankeschön an Karl für das interessante Interview und die Anleitung zum Bier brauen!
Sehr cool! Danke für die ganzen Tipps. 🙂
Ich hab schon länger mal vor, selbst mit dem Brauen anzufangen, wusste aber bisher nicht wie. Stark!!