Als Student hat man im Lebenslauf oft wenig vorzuzeigen als das Studium und vielleicht noch ein Praktikum. Wie ihr euch echte Praxisreferenzen erarbeiten könnt, erfahrt ihr hier.
Im heutigen Interview haben wir mit Paul Weinreich von der Plattform FreelanceJunior gesprochen. Die Plattform vermittelt Studierenden Projekte neben dem Studium, mit denen Sie Praxiserfahrungen und gute Referenzen für den Lebenslauf sammeln können.
Haben es Bewerber nach dem Studium heute schwer am Arbeitsmarkt?
Paul Weinreich: Viele Studierende beklagen, dass sie bereits zum Berufseinstieg mindestens zehn Jahre gearbeitet haben sollten. Dies mag in einigen Fällen etwas übertrieben sein, aber tatsächlich beschweren sich viele Arbeitgeber über mangelnde Praxiserfahrung bei den Bewerbern – da hat die gute Bologna-Reform sicher ihren Teil beigetragen.
Was sind denn überhaupt gefragte Referenzen für Arbeitgeber?
Warum ist zum Beispiel ein Nebenjob als Kellner nicht immer ein Plus im Lebenslauf?
Paul Weinreich: Ich würde nie behaupten, dass sich ein Nebenjob in einer Bar negativ auf die Chancen eines Bewerbers auswirken. Ich selbst glaube sogar, dass man hinterm Tresen mehr lernt als in so mancher Vorlesung. Trotzdem freut es potentielle Arbeitgeber natürlich, wenn sie sehen, dass man das Wissen aus der Uni direkt in Projekten angewandt hat. Ein schöner Nebeneffekt: Hat man erst einmal das erste kleine Projekt bestritten, so eignet sich dies ideal als Referenz für das nächstgrößere Projekt. Und dieses wieder für das nächste … und dieses wieder – ich glaube, es ist klar, was ich meine.
Wie kommen Kreative an gute Referenzen oder Referenzprojekte für den Lebenslauf?
Paul Weinreich: Wo wir beim Thema sind: Studiert man beispielsweise Kommunikationsdesign, liegt es nahe mit der Gestaltung von Visitenkarten oder Flyern zu beginnen. Hat man etwas mehr Erfahrung, kann man sich ganze Designkonzepte ausdenken. Ein kleiner Tipp: Erste Referenzen müssen nicht zwingend bezahlte Aufträge sein, sondern können im Zuge von Uni-Projekten entstehen oder dann, wenn man seinen Freunden bei der Gestaltung von Geburtstagseinladungen hilft.
Wie kann zum Beispiel ein BWL-Student an gute Referenzen für seinen Lebenslauf kommen?
Paul Weinreich: Als BWLerin oder BWLer gibt es weniger typische Auftragsarbeiten, wobei ihr Wissen in vielerlei strategischen Feldern eingesetzt wird. Ein guter Freund von mir hat zum Beispiel Excel-Anwendungen für kleinere Unternehmen gebastelt, mit denen sie ihre Ein- und Ausgaben besser überblicken konnten, während ein anderer studentischer Freelancer Startups aus dem Umfeld der TU Harburg bei der Erstellung von Businessplänen unterstützt hat.
Was sind typische Projekte, um als Informatiker meinen Lebenslauf anzureichern?
Paul Weinreich: Informatiker sind wohl die letzten, die Angst vor zu wenigen Angeboten haben müssen. Auch wenn CMS wie WordPress von Laien bedient werden können, wird jeder, der eine Internetseite aufbauen möchte, früher oder später Hilfe beim Coden brauchen. Außerdem gibt es auch Bedarf an Apps und klassischen Programmen.
Was ist mit etwas abstrakteren Fächern wie Jura oder Politikwissenschaften – wie kann hier ein Student zu seinem Fach passende Referenzen sammeln?
Paul Weinreich: Zugegeben: Beide Studienrichtungen schreien nicht unbedingt nach Freelance-Jobs. Die Vergangenheit hat mir jedoch gezeigt, dass gerade im Bereich SEO viel mit themenspezifischen Blogartikeln gearbeitet wird, für die gerne Studierende mit passendem Studienhintergrund ausgewählt werden.
Was muss man tun, um Aufträge über Freelance Junior annehmen zu können?
Paul Weinreich: Zuallererst zwei Dinge: Studieren und in der Lage sein, auf Rechnung zu arbeiten. Das ist gar nicht schwer. Wie’s geht hat mein Kollege Simon in unserem Blog-Eintrag Selbstständig machen in 5 Schritten beschrieben. Darüber hinaus müssen die Auftraggeber natürlich vom Profil des Bewerbers überzeugt sein – auch hierfür haben wir ein paar Tipps unter Sympathische Bewerbungen für einen Auftrag schreiben zusammengestellt.
Wie kamt ihr auf die Idee für Freelance Junior? Warst du selbst im Studium schon nebenberuflich tätig?
Paul Weinreich: Genau so ist es. Ich habe Matthias, den Mitgründer von Freelance Junior, passenderweise über einen Freelance-Job kennengelernt. Als wir immer wieder gefragt wurden, ob wir noch Kommilitonen zur Verstärkung eines Projekts hätten, kam die Frage auf, warum es nicht längst eine Internetseite für studentische Freelancer gibt. Wenig später stand unser erster Prototyp – einer muss es ja machen.
Gute Sache das! Mein damaliger Nebenjob am Fließband in der Chipsfabrik hat mir wirklich nicht besonders bei der Jobsuche geholfen.